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Alfred Woschitz – Nur noch zwölf Tage



Verlagshaus Hernals

ISBN 978-3-903442-58-0

Rezension vom April 2024

 

 

Das Büchlein hat man schnell gelesen. Wirklich gut und lebendig geschildert ist das Schicksal der Familie im Dorf, die alle ihre Söhne an die Front schicken muss und von denen einer, nämlich Alfred, der Onkel Alfred des Autors mit gleichem Vornamen, dann noch zuletzt im Feld vermisst bleibt. Durch Zufall kommt Neffe Alfred in die Gegend des Soldatenfriedhofs, den er besucht und für sein Gefühl einen Kreis schließt.

 

Das Buch ist gut und flüssig zu lesen, allein – im Endeffekt ist es für den/die LeserIn, die nicht so emotional involviert ist wie der Autor, bei weitem nicht so ergreifend. Alles in allem hätte man den Inhalt auch gerne kompakt in einer guten Zeitschrift als Zeitdokument lesen wollen.

Wer sich allerdings auch für die Zeitgeschichte Armeniens erwärmt und eine Vorstellung der Sowjetunion zur Zeit Gorbatschows hat, wird auch an den Details der Schilderung aus den 80er Jahren seine Freude haben.

 

Laetitia Colombani -Der Zopf
 
Fischer Taschenbuch Verlag
ISBN 978-3-596-52266-8
Rezension vom März 2024
Erscheinungsdatum 23.10.2019
Drei Frauenschicksale, die sich erst gegen Ende zu dem im Titel versprochenen Zopf zusammenfügen.

Drei Frauen im Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung, eine Inderin, eine Italienerin, eine Kanadierin aus verschiedensten sozialen Schichten stehen an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ob sie letztendlich gewinnen, wird das Schicksal zeigen, aber im Buch beweisen sie Mut. Viel Mut. Die Lebenswelt der Inderin ist für die durchschnittliche Europäerin vermutlich immer noch unvorstellbar, die der Sizilianerin vermutlich leichter nachzuvollziehen, bei der Kanadierin fühlt man mit als bekäme man eine zahnärztliche Behandlung geschildert.

Obwohl es für meinen Geschmack ein paar direkte Reden vertragen hätte – dass es keine gibt, ist aber vermutlich von der Autorin bewusst gewählt - ist es ein lebendiges Buch, das man erst aus der Hand legt, wenn der Zopf geflochten und mit einem Haarband fixiert ist.

 

 

Olga Tokarczuk - Gesang der Fledermäuse

 

 

Herausgeber ‏ : ‎ Kampa Verlag; 1. Edition (28. November 2019)
ISBN-10 ‏ : ‎ 3311100220     ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3311100225

Rezension vom März 2024

 

 

Ich war mit dem Lesen des Buches sehr schnell durch. Das spricht für das Buch. Ich konnte mich mehr mit der Protagonistin identifizieren als ich vor mir selber zugeben wollte.

 

Jedenfalls ist das Buch gut geschrieben, es ist spannend und leitet die eigenen Gedanken in eigentümlich Bahnen. Natürlich geht in erster Linie um den missachtenden Umgang mit Tieren. Es geht damit aber auch um Rache, Gerechtigkeit und um Selbstgerechtigkeit. Die vielen Ebenen von Liebe und Freundschaft. Um Solidarität. Man muss kein Vegetarier sein, um die Wut der Ich-Erzählerin nachvollziehen zu können.

 

Mit dem Handlungsort – einer einsamen Gegend im Grenzgebiet zwischen Polen und Tschechien, wo die Technik oft verrückt spielt und das Treiben der Welt trotz Internet und Nachrichten verdammt weit weg ist, gelingt das gedankliche Loslösen von uns selbstverständlichen Werten und Normen leicht.

 

Das Buch ist keine leichte Kost, aber es zu lesen sicher kein Fehler. Ach ja, und ich werde jetzt mal Blake googeln.